ERSTE WAHL IN DER ANPASSUNG - 10 FEATURES FÜR EINEN GELUNGENEN HÖRSYSTEM-START
Autoren: Simon Müller, M. Sc., Audiologisch-wissenschaftlicher Leiter & Philippa Folgner, B. Sc., Audiologischer Support, Widex Hörgeräte GmbH
Damit Menschen mit mittelgradiger Hörminderung zu überzeugten Hörgeräteträgern werden, müssen neben der Sprachverständlichkeit zusätzliche Faktoren berücksichtigt werden. Gerade in den ersten Wochen werden neue Höreindrücke wahrgenommen und es entstehen Momente, in denen der Umgang mit den bis dato unbekannten Hörsystemen ungewohnt ist. Es gilt also, diese Hürden so schnell wie möglich zu überwinden. Eine elementare Unterstützung hierbei ist es, den Klang der Hörgeräte so natürlich wie möglich zu präsentieren. Das menschliche Gehirn verlässt sich bei der Schallverarbeitung auf feinste Informationen über die Lautheit sowie deren Veränderung, die exakte Unterscheidung der beteiligten Frequenzen wie auch feinste zeitliche Strukturen. Werden diese wichtigen akustischen Eigenschaften vom Hörgerät berücksichtigt und ohne verzerrende Klangartefakte wiedergegeben, können nachstehende kognitive Prozesse, wie die Einordnung der akustischen Szene (Bregman, 1990) und die Produktion des Sprachverstehens, qualitativ hochwertiger durchgeführt werden (Rönnberg, 2003).
Um in den unterschiedlichsten Hörsituationen des Alltags eine natürliche Klangqualität anzubieten, setzen Widex Hörsysteme in ihrer Signalverarbeitung auf die exakte Berücksichtigung und Bewahrung der realen Schallcharakteristika. Gleichzeitig werden Störgeräusche adaptiv reduziert sowie Sprachanteile gezielt hervorgehoben. Die Erkenntnisse und Umsetzungen sind Ergebnisse langjähriger Forschung und Entwicklungsarbeit, aus denen die Bereitstellung einzelner Features resultiert. Deren Ziel ist es, ein Klangerlebnis zu schaffen, das seine Anwender vergessen lässt, ein Hörsystem zu tragen. Zusätzlich zur präzisen Anpassung an die Hörminderung durch die Hörakustiker bieten neueste Signalverarbeitungen Optionen, die eine Gewöhnung an das Hörsystem beschleunigen. Ein Hörgerät regelmäßig zu nutzen, bedeutet auch, die Bedienung zu verstehen und aktuelle Klangvorlieben berücksichtigen zu können. Daher unterstützen intuitive App-basierte Funktionen die Anwender.
Die in diesem Artikel angeführten zehn Features stehen beispielhaft für innovative Widex-Lösungen. Ihr Mehrwert für Hörakustiker und Hörsystemträger beschreibt, warum Widex Moment in der vergleichenden Ausprobe das ideale erste Hörsystem ist.
Digitalisierung der Hörumgebung – 18-bit-A/D-Wandler
Um bereits bei der Digitalisierung des Eingangssignals sehr leise bis sehr laute Pegel berücksichtigen zu können, verwenden Widex-Hörsysteme 18-bit-Analog/Digital-Wandler. Diese digitalisieren analoge Eingangssignale zwischen 5 und 113 dB SPL linear. Die Bewahrung der Linearität ist hierbei von großer Bedeutung, da das Signal somit keine Verfälschungen durch Verzerrungen aus Kompressionselementen erfährt. Weil Mikrofone in modernen Hörsystemen ein oberes physikalisches Übertragungslimit von ca. 115 dB SPL aufweisen, während das untere Limit bei 5–10 dB SPL liegt, ist es vorteilhaft, dass der Widex-A/D-Wandler den Arbeitsbereich der Mikrofone fast komplett nutzt (Kuk, 2017). Der nachfolgenden Signalverarbeitung steht dadurch eine lineare Dynamikbandbreite von 108 dB zur weiteren Analyse und Verarbeitung zur Verfügung.
Relevant ist ein hohes Übertragungslimit für eine bessere akustische Wahrnehmung, besonders in sehr lauten Hörumgebungen. So berichtet Chasin (2014), dass bei einer Anhebung der linearen Obergrenze auf 113 dB SPL die Bewertung der Klangqualität von Musik steigt und dementsprechend bevorzugt wird. Des Weiteren sind alltägliche Hörumgebungen oft laut. Bei einem Spaziergang in einer Großstadt kann der Geräuschpegel zwischen 90 und 100 dB SPL liegen. Besucht man ein lautes Restaurant ist es nicht unüblich, Pegel zwischen 90 und 105 dB SPL anzutreffen. Bei einer großen Sportveranstaltung liegen die Pegel sogar zeitweise zwischen 90 und 115 dB SPL (Kuk et al., 2014). Gerade für ein genaues Abbild des Originalsignals von sehr leisen bis lauten Schallereignissen muss deren Dynamik durch die Digitalisierung des Hörsystems erhalten bleiben. Andernfalls könnten relevante akustische Informationen schon in den ersten Stufen ihrer Verarbeitung verloren gehen. Dieser Grundsatz gilt auch, um das Verstehen von Sprache in lauten Situationen zu erleichtern – für Menschen mit einer Hörminderung ein unerlässliches Merkmal. Die Forschungsgruppen um Kuk et al. (2015) sowie Oeding und Valente (2015) dokumentierten eine verbesserte Sprachverständlichkeit im Störgeräusch (Eingangspegel > 85 dB SPL), wenn das Signal bis 113 dB SPL, im Vergleich zu 103 dB SPL, digitalisiert wurde.
Die durch Moment-Hörsysteme angebotene lineare Digitalisierung stellt eine verzerrungsfreie Aufnahme und damit verbunden die Bewahrung der Klangqualität von Musikstücken oder wichtigen Sprachinhalten in einem lauten Restaurant bereit. Zusätzlich werden bereits sehr leise Eingänge wie das Rascheln von Blättern im Wind übertragen, um den vollen Zugriff auf die akustische Hörwelt zu ermöglichen.